Deutschland, Thüringen, Hummelshain. Zwangsversteigerung konnte nicht abgewendet werden. Über Jahre suchte man nach Lösungen für das gefährdete Kulturdenkmal. Unter anderem versuchte ein engagierter Förderverein, dem mittellosen privaten Eigentümer des Neuen Jagdschlosses in Hummelshain (Saale-Holzland-Kreis, Südosthüringen) unter die Arme zu greifen und Sanierungen durchzuführen. Jetzt hat ein Gläubiger die Versteigerung beantragt. Vekehrswert 700.000 EUR.
Statt Konferenzzentrum: 1-Zimmer-Wohnung im Schloss
Dr. Lutz Rothe ist Ingenieur für Funktechnik. Nur einige Zimmer bewohnt er alleine in dem prachtvollen Gebäude, das vor vielen Jahren ein modernes Konferenzzentrum seiner damaligen AlphaSat GmbH werden sollte. An Wochenenden führte er zeitweise Besucher durch das Schloss. So mancher Interessierte konnte es nicht glauben, dass gegen den Schlosseigentümer zu dieser Zeit verschiedene Strafverfahren u.a. wegen Insolvenzverschleppung liefen; In den privaten Führungen verstand er es, Wissen und Geschichte von Hummelshain gut zu vermitteln, sein Auftreten war stets höflich und eloquent. Sein Unternehmen wurde jedoch nach dem Kauf von Hummelshain zahlungsunfähig und hinterließ Schulden in Millionenhöhe. Obwohl er wusste, dass die von ihm gemachten Pläne nicht mehr durchführbar sind, kommunizierte er in der Öffentlichkeit weiter die anstehende Sanierung des Schlosses und dafür zugesicherte Fördersummen. Doch statt einer Schloss-Sanierung wurde das Gebäude anderweitig "gesichert" und im Hintergrund an ein Schweizer Unternehmen verkauft, um es vor Gläubiger-Zugriffen zu schützen.
Notsicherung und erste Sanierungsmaßnahmen dank Förderverein
Dem beispiellosen Engangement des Förderverein Schloss Hummelshain mit seinem Vorsitzenden Rainer Hohberg ist es zu verdanken, dass ein Dialog mit dem Eigentümer gelungen ist. Mit der Unterstützung des Freistaats Thüringen konnten erste Sicherungsarbeiten durchgeführt werden. Eine langfristige Lösung für das bedeutende Denkmal ist jedoch bis heute nicht gefunden.
Geschätzter Investitionsbedarf: Mehr als 10 Millionen Euro
Auch wenn der angesetzte Verkehrswert von 700.000 EUR niedrig erscheint, der Investitionsbedarf ist enorm und wird auf weit über 10 Millionen Euro geschätzt. Dass das Schloss jetzt so schnell zwangsversteigert werden soll, hat auch einen bitteren Beigeschmack: Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Immobilienauktionen von Burgen, Schlössern und Herrenhäusern immer wieder Spekulanten und rechtsextreme Gruppen auf den Plan rufen. Für ein Eklat sorgte etwa die Zwangsversteigerung eines Ritterguts im sächsischen Kohren-Sahlis (Landkreis Leipzig) 2016: Auf die Frage eines Journalisten, was aus dem Rittergut nun werden sollte, antwortete der Höchstbietende: "Ein Konzentrationslager".
Der Verein hofft auf einen fähigen Investor und werde mit allen Mitteln verhindern, dass Schloss Hummelshain am 05. November 2020 erneut in falsche Hände gerät.
Update: Corona-Pandemie verhindert Versteigerung
Der Termin für die Zwangsversteigerung am 04.11.2020 wurde aufgrund der Corona-Pandemie auf ein unbekanntes Datum verschoben, da in dem Gerichtsaal die erforderlichen Hygieneregeln nicht eingehalten werden können. Wir halten Sie an dieser Stelle weiterhin auf dem Laufenden.
Kommentare (1)
Maja Gehm Gast #1
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