Casa Señorial, Casa Solariega, Pazo oder Casona? Die Vielfalt spanischer Herrenhäuser
Spaniens Herrenhäuser sind unter verschiedenen Namen wie Casa Señorial, Casa Solariega, Pazo oder Casona bekannt. Sie alle spiegeln unterschiedliche regionale Stile und historische Epochen wider. Ähnlich wie bei Burgen und Schlössern werden die Bezeichnungen häufig synonym verwendet. Obwohl die Unterschiede meist subtil sind, bringt jede Bezeichnung ihre eigene Besonderheit zum Ausdruck.
Casa Señorial – Herrenhaus
Als Casa Señorial werden in Spanien prächtige Häuser betitelt, welche bis heute sowohl historische Stadtzentren prägen als auch in Alleinlage mit dem Charakter eines Herrenhauses zu finden sind. Gemein ist diesen großzügig proportionierten und aufwendig dekorierten Häusern ihre beeindruckende Architektur, welche, beginnend in der Renaissance, die Stilelemente der Epochen widerspiegelt. Ihre Hochzeit erlebten Häuser dieses Genres im 17. - 18. Jahrhundert, der Zeit des Barock, als die spanische Wirtschaft erblühte und die opulenten Bauten den Reichtum ihrer Besitzer verkörperten. Auch aus dem 19. Jahrhundert finden sich beeindruckende Casas Señorials im neoklassizistischen und eklektischen Stil in Spanien.
Casa Solariega – Herrenhaus, Adelssitz, Stammhaus
Diese spanischen Herrenhäuser stellen architektonisch sowie kulturell bedeutende Gebäude dar. Traditionell im Sinne eines Familienanwesens erbaut, waren sie über Generationen hinweg eng mit der Herkunft und der Geschichte bestimmter Familien verbunden. Dies zeigt sich bis heute zum Beispiel in historischen Relikten, Wappen oder Archiven. Casas Solariegas sind repräsentative historische Immobilien, ähnlich den Pazos, mit imposanten Fassaden und großen Innenhöfen, sowie häufig gestalteten Gartenanlagen und Kapellen. Sie finden sich in nahezu allen Regionen Spaniens, wobei die Architektur regional variieren kann und lokale Stile und Baumaterialien umgesetzt wurden. Entstanden sind sie über mehrere Jahrhunderte hinweg, beginnend bereits im Mittelalter, über Renaissance und Barock bis in die Neuzeit hinein. Viele von ihnen wurden im Laufe der Jahrhunderte erweitert und renoviert, sodass sie Stilelemente verschiedener Epochen aufweisen können, was ihre Bedeutung als kulturelles Erbe der Lebensweise der spanischen Oberschicht betont.
Pazo – Herrenhaus/Landhaus
Ein prachtvolles Beispiel für die reiche Architektur Galiziens ist das spanische Pazo. Es bezeichnet ein herrschaftliches Landhaus, traditionell aus Granitstein erbaut und von zeitloser Schönheit. Großzügige Innenhöfe und kunstvoll angelegte Gärten mit offenem Blick in die umgebende Landschaft zeichnen die robusten Bauten mit ihren imposanten Fassaden aus. Die parkähnlichen Gartenanlagen sind häufig mit altem Baumbestand und traditionellen galizischen Elementen wie den hórreos (Kornspeichern) oder Brunnen ausgestattet. Prächtige Außentreppen und Balustraden prägen das Bild und oft sind hauseigene Kapellen in die Anlagen integriert, welche den Bewohnern als private Andachtsstätte dienten. Die ersten Pazos entstanden bereits im 12. Jahrhundert, im galizischen Mittelalter. Ihre Blütezeit erlebten sie im 15. - 17. Jahrhundert, und sie entwickelten sich, besonders während der Renaissance, zu den imposanten Herrenhäusern der Oberschicht, die wir heute kennen. Viele der noch existierenden und restaurierten Pazos stammen aus dem 18. Jahrhundert und lassen barocke und neoklassizistische Anteile erkennen. Sie werden vielseitig als kulturelle Zentren, Boutiquehotels oder exklusive Privatresidenzen genutzt und sind eindrucksvolle Zeugnisse der Adelskultur des ländlichen Nordspaniens.
Casona – Das ländliche Herrenhaus
Vorwiegend im Norden Spaniens, in Cantabrien, Galizien, Asturien und dem Baskenland, werden die großen, ländlich gelegenen Herrenhäuser Casona genannt. Erbaut aus regional verfügbarem Steinmaterial fügen sich diese robusten, langlebigen Häuser mit ihrer beeindruckenden Architektur in die Landschaften der Provinzen ein, wo die Täler grün, die Klippen schroff und der Atlantik rau ist. Charakteristisch sind aufwendige Holzarbeiten an Veranden, Balkonen und der Dachstruktur. Viele Casonas zeichnet ein zentraler Innenhof aus, umgeben von Arkaden oder überdachten Galerien. Die ersten dieser großzügigen Herrenhäuser wohlhabender Landbesitzer und Adelsfamilien entstanden ab dem 15. Jahrhundert im Stile der Renaissance-Architektur. Spätere Bauwerke entsprachen mit ihren verzierten Portalen und aufwendigen Stuckarbeiten der Epoche des Barock, bevor im 18. und 19. Jahrhundert der Neoklassizismus eine Rückkehr zu klareren Linien brachte. Immer spiegelten die Casonas die Geschichte und den Status ihrer Familien wider, deren Wappen an den Fassaden und reich verzierten Portalen prangten.