Die Republik Polen ist geprägt von unzähligen Architekturdenkmälern, die heute noch Zeugen einer ausgeprägten Adelsdichte im 17. Jahrhundert sind. Neben den bekannten Sehenswürdigkeiten in touristisch erschlossenen Städten wie etwa Krakau, fristen jedoch vor allem in den ländlichen Räumen zahlreiche Paläste, historische Gutshöfe und Herrenhäuser noch ein trauriges Dasein.
Dabei ist sich Polen durchaus seines Kulturerbes bewusst: Vereine, Stiftungen und Privatpersonen haben in den letzten 30 Jahren mit viel Einsatz so manche Ruine wiederaufgebaut und diese einmalige Kulturlandschaft in die Wahrnehmung der Öffentlichkeit gerückt. Doch die Liste der Denkmäler in Not ist nach wie vor lang.
Ein gefährdetes Objekt, das aktuell im Fokus der Fontes Foundation steht, ist der Palast in Sobieszyn (Provinz Lublin, in der Nähe der Stadt Ryki). Dieses Anfang des 19. Jahrhunderts erbaute Herrenhaus wurde vermutlich vom polnischen Architekten Chrystian Piotr Aigner (1756 - 1841) im klassizistischen Stil für Graf Kajetan Kicki erbaut. Mit seinem Tod 1878 wurde zunächst seine Frau Zofia Eigentümerin. Er hinterließ jedoch in seinem Testament, dass nach dem Tod von Zofia Kicki der gesamte Besitz sozialen Zwecken zur Verfügung gestellt werden sollte. Durch das Betreiben vorbildlicher Landwirtschaft sollten Einnahmen zur Schaffung von Pflege- und Bildungseinrichtungen verwendet werden. Die entstandene Stifung finanzierte anschließend eine Entwässerungsprüfstation und betrieb landwirtschaftliche Forschung.
1890 wurde das Gut eine führende landwirtschaftliche Versuchsstation im Königreich Polen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde im Schloss eine Landwirtschaftsschule eingerichtet, die 1923 in eine Oberschule umgewandelt wurde.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Gutshof zersiedelt und die Schule verkleinert. 1951 erfolgte eine Renovierung, die ursprüngliche Raumaufteilung wurde für die künftige Nutzung verändert: Ab den 60er jahren befand sich zunächst ein Ärztehaus, danach ein Kindergarten in dem Gebäude.
Seit den 90er Jahren ist das Gebäude ungenutzt und ungesichert. Das Denkmal ist vom Verfall bedroht.
Beschreibung
Bei dem Gebäude handelt es sich um einen verputzten Backsteinbau in rechteckiger Anordnung mit Gewölbekeller und Walmdach. Der Haupteingang in der Mittelachse wird von toskanischen Säulen flankiert, die den Balkon im ersten Stock mit einem gußeisernen Geländer stützen. Der Palast erhielt einen Anbau in bescheidener Ausführung, der mit einem Satteldach mit Blechabschnitten bedeckt ist.
Die usprüngliche Aufteilung im Eingang wurde durch einen zusätzlichen Vorraum verändert. Rechts vom Eingang befindet sich ein kleiner Flur mit der Haupttreppe ins Obergeschoss.
Zum Gutshof gehören zwei Nebengebäude, von denen eines bewohnt ist. Das Herrenhaus befindet sich derzeit in Privatbesitz und wurde in den letzten Jahren mehrfach versteigert. Eine positive Entwicklung ist derzeit nicht abzusehen und nach aktueller Lage ist davon auszugehen, dass es bald zu einer erneuten Versteigerung kommen wird.
Interessieren Sie sich für dieses Haus oder wollen Sie die Stiftung in irgendeiner Form unterstützen? Weitere Informationen finden Sie auf der polnischen Auktionsplattform und auf der Seite der Stiftung:
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