"Denkmalerhalt und Kulturtouristische Nutzung" - Gewinner der ersten Runde

Steffen Seibel
Fr, 23.06.2023
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Zweimal jährlich - im Frühjahr und im Herbst - haben Eigentümer denkmalgeschützter historischer Immobilien in Deutschland die Möglichkeit, sich beim Verein "Schlösser und Gärten in Deutschland e.V." zu bewerben, um im Rahmen eines speziellen Förderprogramms Zuschüsse zu erhalten. Das Förderprogramm richtet sich sowohl an private Eigentümer als auch an Fördervereine, Stiftungen oder Kommunen, die im Besitz eines einzigartigen und geschichtsträchtigen Gebäudes sind und dieses auf besondere Weise erlebbar machen möchten.

Die Gewinnerprojekte der ersten Runde des bundesweiten Förderprogramms Denkmalerhalt und Kulturtouristische Nutzung Historischer Bauten des Vereins „Schlösser und Gärten in Deutschland e. V.“ stehen fest. Eine Fachjury wählte nach eingehender Prüfung sechs Gewinnerprojekte aus den insgesamt 25 eingereichten Bewerbungen aus. „Die Wahl fiel uns nicht leicht. In jedem einzelnen Projektantrag, den wir erhielten, steckte außerordentlich viel Herzblut“, erläutert Jens Spanjer, erster Vorsitzender von „Schlösser und Gärten in Deutschland e. V.“. Zur Umsetzung des Programms erhielt der gemeinnützige Verein eine Spende von Airbnb über knapp 1,5 Millionen Euro. Mit Fördersummen zwischen 25.000 Euro und 50.000 Euro haben die Gewinner:innen der ersten Förderrunde nun die Chance, die neuen Nutzungskonzepte für ihre Denkmäler umzusetzen und Kulturtourist:innen eine besondere Übernachtungsmöglichkeit in einmaliger Umgebung zu bieten. Eines der ersten historischen Gebäude, das sich über eine Unterstützung aus dem Programm von „Schlösser und Gärten in Deutschland e. V.“ freuen kann, ist das alte Brauhaus des Schlosses Langenburg.

Übernachten im historischen Brauhaus

Schloss Langenburg, hoch auf einem Bergsporn über der Jagst gelegen, ist ein Ausflugsziel mit einmaligem Panorama. Die Ursprünge der Anlage reichen bis in die Stauferzeit zurück. Mit ihrem Antrag für den Umbau des schlosseigenen Brauhauses konnten die Besitzer von Schloss Langenburg, Fürst Philipp zu Hohenlohe-Langenburg und seine Frau Saskia Fürstin zu Hohenlohe-Langenburg, die Fachjury in der ersten Förderrunde von ihrem Projekt überzeugen. „Unsere Gremien, Fachkommission und Fachjury, haben sehr sorgsam aus einer großen Bandbreite von kulturhistorisch bedeutsamen Anlagen ausgewählt. Schloss Langenburg ist dabei eine herausragende Anlage mit großer Strahlkraft. Wir freuen uns, wenn mit unserer Förderung eine besondere Art von Übernachtungsmöglichkeiten im alten Brauhaus von Schloss Langenburg entsteht“, erläutert Jens Spanjer. Das Brauhaus aus dem Jahre 1835 steht seit 40 Jahren leer. Das wird sich jedoch schon bald ändern: Sechs hochwertige Ferienwohnungen sollen hier entstehen, die dann ab 2025 an touristische Übernachtungsgäste aus dem In- und Ausland vermietet werden. Im ersten Schritt stehen dem viergeschossigen Fachwerkbau nun umfassende Sanierungsarbeiten bevor, wobei die Fassade gesäubert und gestrichen wird. Die vorhandene Raumstruktur des historischen Brauhauses soll erhalten bleiben, um Tourist:innen ein möglichst authentisches Erlebnis bei einer Übernachtung zu bieten.

Ein Schloss aus der Stauferzeit

1226 wurde Schloss Langenburg zum ersten Mal als „Langenberg“ erwähnt. Bereits seit dem 13. Jahrhundert befindet es sich im Besitz der Familie Hohenlohe-Langenburg und wird auch heute noch immer von den Familienmitgliedern bewohnt. Schloss Langenburg vereint unterschiedliche Baustile aus verschiedenen Epochen: Der Schlosshof samt seinen Galerien, Giebeln, Altanen, Wendeltreppentürmen und dem Glockenturm gilt als einer der schönsten Innenhöfe Deutschlands aus der Zeit der Renaissance. Von 1757 bis 1759 folgten dann Ansätze für einen Umbau im Stil des Barock. Entwürfe aus dem Jahr 1776 zeugen von der Umgestaltung des oberen Schmuckparterres mit Broderien und eingefassten Rabatten. Die besondere Stilprägung von Schloss Langenburg sowie Verwandtschaftsverhältnisse zum britischen, aber auch zu anderen europäischen Königshäusern, verleihen ihm einen herausragenden Namen in der Schlösserregion Deutschlands.

Schloss Langenburg 2023 Gewinner, Förderung
Das Brauhaus auf Schloss Langenburg wird bald Gäste beherbergen.
Foto: Kraft und Kraft Architekten, Schwäbisch Hall


Fürstlich übernachten und speisen

Die Alte Mühle – eingebettet in einen verwunschenen Park – liegt mitten im Markgräferland und versprüht den Charme vergangener Zeiten. Der Scheunenbereich mit seinen Schweinekoben, den Hühnerställen sowie dem Bienenhaus zeugt heute noch von der ursprünglichen Nutzung der Mühle. Jetzt bereichert sie die Region als kulturelle Begegnungsstätte und gibt Gästen einen historischen Raum zum Feiern, Übernachten und Kochen. Die Küche mit dem alten Holzbackofen wurde restauriert und mit modernster Ausstattung und Technik auf den neuesten Stand gebracht. Dank eines Wanddurchbruchs ist auch eine neu geschaffene Terrasse von der Küche aus begehbar – und das alles mit Genehmigung und Unterstützung des Denkmalschutzes. Seit 1996 ist die Alte Mühle Förderobjekt bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. 

„Barn conversion“ in Oberdottingen

Im Haupthaus der Alten Mühle werden Zimmer bereits an Tourist:innen vermietet. Deckenbalken und das sichtbare Fachwerk sorgen für ein dezentes rustikales Ambiente und einen gemütlichen Aufenthalt. In den umfangreich restaurierten Räumen finden zudem Kochkurse und Hochzeiten statt. Nun soll eine Scheune, die bisher lediglich als Unterstand für Gartengeräte fungierte, zum Gästehaus mit Ferienappartements umgebaut werden. Mit dem Umbau der Alten Mühle folgen die Besitzer:innen, das Ehepaar Dagmar und Dr. Edgar Freiherr von Cramm sowie ihre drei Söhne, einem baukulturellen Trend, der sogenannten „barn conversion“ (Scheunen-Konversion) – ein Konzept, das sich international bereits vieler Fans erfreut. Damit der Trend auch in die Alte Mühle einziehen kann, sind hierfür vorab einige Sanierungsarbeiten notwendig.

Von der Scheune zum Gästehaus

Familie Cramm ließ sich die Rentabilität ihres umfangreichen Konzeptes bestätigen. Auch das Denkmalamt stimmte den Plänen zur Umsetzung zu. Mit einem Kredit der KfW in Höhe von einer Millionen Euro und der entsprechenden Planung zum Effizienzhaus 70 konnte mit den Sanierungsarbeiten begonnen werden. Während der Baumaßnahmen stießen die Besitzer:innen jedoch auf bisher unbekannte Schäden, die die Kosten für die Sanierung in die Höhe schießen ließen. Für Dagmar von Cramm, Food-Journalistin und Kochbuchautorin, kam die Förderung über Schlösser und Gärten Deutschland e. V. daher zum richtigen Zeitpunkt: „Die Kostenexplosion hat uns zu schmerzlichen Einschnitten gezwungen. Da ist es so ein Glück, mit Hilfe der Förderung historische Elemente in der Scheune zu ertüchtigen. Wie die Scheunentore, alte Stalltüren, die hölzerne Wandverkleidung, den Hühnerstall und das Bienenhaus.“ Die Besitzerin der Alten Mühle führt aus: „Das macht einfach Mut. Zu Ostern soll die Scheune dann empfangsbereit für die ersten Gäste sein.“ Sechs Apartments sollen bis dahin entstehen – zwei davon ausgestattet mit einem Schwedenofen. Familie von Cramm setzt beim Umbau auf Natürlichkeit und Nachhaltigkeit: Der Innenausbau wird dabei hauptsächlich mit Holz erfolgen und in Zusammenarbeit mit lokalen Handwerksbetrieben. Auf der südlichen Dachseite zum Garten hin sollen einige Streifen Solarmodule integriert werden. Der Bauerngarten hinter dem Haus und an der Scheune dient vielen Tieren als Rückzugsort und Unterschlupf. Auch Bienen sind in mehreren Stöcken auf der Mühlenwiese zuhause. Zudem nisten jedes Jahr Turmfalken in einem Fensterschlitz am Mühlenhaus, was über eine Kamera beobachtet werden kann.

Alte Mühle Oberdottingen 2023 Gewinner, Förderung
Gesamtansicht Alte Mühle Cramm



Ein Dorfkern mit Geschichte

Die Gutsanlage Buschhof befindet sich an der südlichen Landesgrenze von Mecklenburg-Vorpommern. Das dazu gehörende Pächterhaus steht unter Denkmalschutz und wurde in der Vergangenheit auf viele unterschiedliche Arten genutzt. Es trägt dadurch bewegende Geschichten in sich: Nach dem Zweiten Weltkrieg diente es geflüchteten Menschen als Unterschlupf, doch auch als Kindergarten, Kneipe, „Konsum“ und Versammlungsraum wurde es von der Gemeinde mit Leben gefüllt. Die Gutsanlage Buschhof wurde zum kulturellen Zentrum, aus dem sich schließlich das Dorf Buschhof entwickelte.

Zu neuem Leben erweckt

Die Betreiber:innen, Martin Häring und Annette Klimisch, möchten der Anlage wieder neues Leben einhauchen und sie erneut zur Begegnungs- und Übernachtungsstätte machen. Zukünftig sollen hier Ferienaufenthalte und Wochenendurlaube stattfinden können. Bevor es soweit ist, sind hierzu allerdings aufwendige Sanierungsarbeiten notwendig. Annette Klimisch ist daher besonders dankbar über die Förderung: „Wir sind glücklich, mit Schlösser und Gärten e. V. einen Unterstützer gefunden zu haben und dass unser Projekt überzeugen konnte.“ Die Gedanken um die Sanierung des Gutshauses Buschhof begleiten Annette Klimisch und Martin Häring bereits seit längerer Zeit. Die Besitzerin führt aus: „Mit der Förderung wollen wir die Innentüren nach der einzigen noch vorhandenen Tür nachbauen lassen. Dadurch soll die ursprüngliche Atmosphäre wiederhergestellt werden.“ Auch die Sanierung der Außentreppen sowie ein barrierefreier Eingang sind geplant. Bei der Umgestaltung soll die originale Substanz möglichst erhalten bleiben.

Alles unter einem Dach

Neben Übernachtungsmöglichkeiten in historischer Kulisse können sich Tourist:innen zukünftig auch an einem integrierten Café erfreuen. Das seit zehn Jahren bestehende Gartencafé, das aktuell an das Pächterhaus angrenzt, soll direkt in das Pächterhaus einziehen. Bei der Umsetzung wird darauf geachtet, die historische Gebäudestruktur beizubehalten. Mit neuen Gemeinschaftsräumen schaffen die Betreiber:innen zukünftig Raum für Feierlichkeiten und kulturelle Veranstaltungen. Im denkmalgeschützten Pächterhaus wird zudem eine Wohnung für die beiden Eigentümer realisiert. Auch für diesen Zweck wird der ursprüngliche Grundriss beibehalten.

Gutshaus Buschhof 2023 Gewinner, Förderung
Gutshaus Buschhof
Foto: Tobias Nikolajew



Eine wahre Rarität unter Gebäuden

Das Gutshaus Gültz befindet sich zwischen Altentreptow und Demmin in Mecklenburg-Vorpommern. Unmittelbar hinter dem Gutshaus steht ein kleiner Fachwerkbau auf einem Feldsteinsockel – das einstige Stallgebäude. Es wurde zwischen 1868 und 1872 erbaut und ist ein Beleg für frühere Bauweisen und Nutzungsarten. Das Geflügelhaus befindet sich noch immer in einem guten originalen Bauzustand und ist damit eine wahre Rarität. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es nach aktuellem Kenntnisstand lediglich zehn denkmalwerte Geflügelhäuser, die architektonisch auch als solche zu erkennen sind. Die Jury war daher schnell überzeugt von der Bewerbung. Michael Hörrmann, Ehrenmitglied von „Schlösser und Gärten Deutschland e. V.“, kennt den Grund dafür: „Dieses Projekt entspricht exakt den ursprünglichen Überlegungen des Förderprogramms. Den engagierten Eigentümern können wir damit die Aufwertung und Erhaltung eines Denkmals im ländlichen Raum ermöglichen.“

Vom Hühnerstall zum urigen Heuhotel

Von 1980 bis 1988 erfolgten bereits umfassende Sanierungsarbeiten des Herrenhauses. Weitere Sanierungen folgten im Jahr 1999, an die sich die Eröffnung eines Hotels anschloss – das Hotel blieb jedoch nicht lange. Fast 25 Jahre später können sich Tourist:innen wieder auf eine Übernachtungsmöglichkeit auf der Gutsanlage Gültz freuen: Der einstige Geflügelstall, welcher sich im angrenzenden Lenné-Park befindet, soll zu einem kleinen Heuhotel mit einer atmosphärischen Ferienwohnung umgestaltet werden. Michael Schneider, verantwortlich für die Umgestaltung des Geflügelstalls Gültz, ist dankbar für die Unterstützung im Rahmen des Förderprogramms „Denkmalerhalt und kulturtouristische Nutzung historischer Bauten“: „Ich möchte mich im Namen der Eigentümer ganz herzlich für die großzügige Förderung bedanken. Diese hilft uns bei der Dachsanierung des Stallgebäudes weiter und bringt uns dem Umbau zu einem Ferienappartement und Ausflugsziel für Radfahrer:innen einen großen Schritt näher.“ Dabei setzen die Eigentümer auf nachhaltige Materialien wie etwa Lehm. Besonders attraktiv für Fahrer:innen von E-Autos und E-Bikes: Zukünftig sollen auf dem Gelände von Schloss Gültz auch Elektrostationen verfügbar sein.

Nebengebäude Gutshaus Gültz 2023 Gewinner, Förderung
Feldsteinscheue Gutshaus Gültz
Foto: Michael Schneider


Ein Rittergut, zwei Baustile

Das denkmalgeschützte Gutshaus des Rittergutes Minsleben wurde 1724 erbaut und einst von den Rittern Reiffenstein bewohnt. Das Gebäude liegt in einer malerischen Umgebung mit Blick auf den Harz. Die umliegende Landschaft und Natur bieten einzigartige Möglichkeiten zum Wandern und zur Erholung. An das Gutshaus schließt sich der öffentlich zugängliche Gutspark Minsleben an. 1945 wurde das Gebäude zu einer Schule umgebaut, die rund 50 Jahre später aufgrund des schlechten Zustands geschlossen werden musste. Zwischen 2020 und 2022 wurde das Gutshaus dann umfassend saniert, seine barocken und klassizistischen Merkmale – wie etwa die symmetrische Fassade, reich verzierte Türen und Fenster – wurden dabei erhalten. Trotz der sichtbaren Spuren dominiert das Gutshaus mit seiner Größe und einstigen Pracht noch immer das Areal des Rittergutes.

Das Herz von Minsleben

Heute sind das Gutshaus und der angrenzende Park touristische Mittelpunkte von Minsleben. Die Wiederbelebung des Gutshauses hat für die Bürger:innen des Wernigeröder Ortsteil Minsleben eine emotionale Bedeutung. Mit Hilfe der Förderung von „Schlösser und Gärten Deutschland e. V.“ sollen die zahlreichen Ornamente an der Außenfassade und die Fensterrahmeneinfassungen aus Sandstein entsprechend der kulturhistorischen und regionalen Gegebenheiten wiederhergestellt werden. Auch eine historische Restaurierung des Gutshofs durch die Stadt Wernigerode und mit weiteren Fördermitteln ist in Planung. So sollen die ehemaligen Lindenalleen und die Zufahrt wiederhergestellt und der öffentliche Gutspark aufgewertet werden. Aufgrund seiner Lage am Europäischen Fernradweg R1 – die Tore der historischen Altstadt von Wernigerode – wollen die Betreiber:innen das Gutshaus zu Kurzzeit- und Ferienwohnungen umgestalten. Im Untergeschoss sollen vier Einheiten mit eigener Wohnküche, Schlafzimmer und Duschbad entstehen.

Rittergut Minsleben Wernigerode 2023 Gewinner, Förderung
Rittergut Minsleben
Foto: Hejkal


Natürliches Co-Living-Konzept mit Kultur

Der romantische Gutspark Scharpzow liegt inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte. Durch die Förderung von „Schlösser und Gärten Deutschland e. V.“ in Höhe von 25.000 Euro können nun im Ostflügel der Gutsanlage historische Details rekonstruiert werden. Dazu gehört die Reproduktion, der so nur noch selten zu sehenden bauzeitlichen Papiertapeten. Doch neben dem reinen Erhalt und der Unterhaltung des Denkmals soll Scharpzow vor allem wieder ein Ort werden, der inspirierende Zusammenkünfte und eine neue Salonkultur auf dem Land ermöglicht – eine Reminiszenz an vergangene Tage, als der Gutshof ein Treffpunkt für Denker und Poeten war. Die beiden Besitzer:innen, Albrecht und Nina Hollensteiner, können ihr großes Vorhaben nun in die Tat umsetzen: „Wir sind überwältigt von dieser freudigen Nachricht und bedanken uns vielmals! Das bedeutet einen großen Zugewinn für die Sanierung der Räume. Nun können wir uns allen so wertvollen Details widmen und dazu noch Gäste willkommen heißen.“ Diese können sich in Scharpzow zukünftig auf ein außergewöhnliches Konzept freuen: Durch sogenanntes Co-Living – also gemeinschaftliches Wohnen auf Zeit – und dem Erhalt der bauzeitlichen Raumaufteilung mit dynamischen Nutzungsmöglichkeiten ermöglichen die Betreiber:innen zukünftig eine einzigartige Erlebbarkeit des Denkmals. In den Zimmern der Frau soll für Übernachtungsgäste die „Mäzenaten- Suite“, bestehend aus Schlaf- und Musikzimmer, entstehen. Der benachbarte Saal wird dann sowohl als Wohnzimmer für die Gäste als auch als Salon mit wechselnden Ausstellungen zeitgenössischer Kunst genutzt. Im Esszimmer können sich Gäste auf Fine-Dining-Abende freuen, während im Musikzimmer zukünftig auch entspannt wird – hier sind private Meditationsstunden geplant.

Nachhaltige Sanierung

Der bewilligte Bauantrag sieht eine Begegnungsstätte für Künstler:innen mit privater Zimmervermietung bis zu zwölf Betten vor. Neben der geplanten Suite im Erdgeschoss entstehen im Obergeschoss des Hauses eine Bibliothek, ein Yoga-Raum und zwei Künstler:innen-Wohnateliers für temporäre Aufenthalte. Die Sanierung des Gutshauses erfolgt dabei ausschließlich mit ökologischen Baumaterialien. Die Gasheizung wird durch eine Photovoltaik-Anlage auf dem Pferdestall in Kombination mit einer Erdwärmepumpe und Flächenheizungen ersetzt. Biologisch abbaubare Reinigungs- und Pflegeprodukte, zusätzliche Komposttoiletten im Park, gemeinsame Mahlzeiten mit saisonalen Bioprodukten sowie die kostenlose Abholung vom Bahnhof und leihbare Fahrräder sind ebenfalls Teil des Konzepts.

Natur und Luxus im Einklang

Mit den neuen Übernachtungsmöglichkeiten wird das bisherige Übernachtungsangebot ganzjährig ausgeweitet und auch das Haus selbst erlebbar. In den Sommermonaten betreiben die Besitzer:innen über die Plattform Airbnb Glamping mit vier luxuriösen Zeltsuiten im 3,5 Hektar großen Gutspark. Dieser liegt inmitten von altem Baumbestand und besticht durch Lichtungen, einem Teich und einem Gartenpavillon. Die romantischen Glockenzelte aus Baumwolle – mit Außensauna und Dusche am Teich – laden zum Erholen inmitten der Natur ein. Das neue Konzept besticht zudem mit einem flexiblen Preismodell für Übernachtungen und dem Prinzip „Urlaub gegen Mitarbeit“. Somit können Gäste aller Einkommensklassen das Gutshaus erleben und parallel zu dessen Erhalt und Weiterentwicklung beitragen.

Schon immer Ort der Begegnung

Scharpzow wurde Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Begegnung der
Dichter Hoffmann von Fallersleben und Fritz Reuter bekannt. Die Gutsanlage ist geprägt von Menschen ihrer Zeit, die hier ein- und ausgingen. 1896 erfolgte die Neugestaltung der Gutsanlage mit Wirtschaftsgebäuden, einem ausgedehnten englischen Landschaftspark und einem Geflügelhaus. Federführend bei der Umgestaltung war der Hofbaumeister Georg Daniel, der unter anderem das
Staatstheater in Schwerin sowie Schloss und Kirche Ivenack zu verantworten hatte. Für Scharpzow entwarf er auf hohem Sockelgeschoss einen eingeschossigen, L-förmigen Ziegelbau mit ausgebautem Dachgeschoss und hochgezogenem Mittelrisalit. Der Bau gliedert sich im Erdgeschoss in die Westhälfte mit den Zimmern des Herrn und dem Wirtschaftsteil. Die Osthälfte beherbergt die Zimmer der Frau, den Saal und das Esszimmer.

Gutshaus Scharpzow 2023 Gewinner, Förderung
Gutshaus Scharpzow
Foto: Florian Bauer

Schlösser und Gärten in Deutschland e. V.

Der Verein – die bisher einzige bundesweite Vereinigung staatlicher und nichtstaatlicher Besuchermonumente – versteht sich als Zusammenschluss der großen, prägenden Schlösser, Burgen, Klöster und Gärten in Deutschland. Inzwischen gehören ihm die staatlichen, kommunalen und privaten Betreiber und Besitzer von rund 365 Monumenten mit ca. 18 Millionen jährlichen Gästen an, sowie einige Organisationen wie die Deutsche Burgenvereinigung, die Aktionsgemeinschaft privates Denkmaleigentum, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur oder die Deutsche Burgenstraße.

Kontakt Förderprogramm
Anisha Schröder
Projektkoordinatorin Förderprogramm

Projektbüro
Pariser Platz 6
10117 Berlin

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